Die Sommerzeit hat begonnen. Für viele bedeutet das Urlaub, Reisen oder einfach eine Pause vom Alltag. Auch in unserer evangelisch-lutherischen Martin-Luther-Gemeinde Witten hat sich einiges verändert: Kinder freuen sich auf Freizeiten und ein Fußball-Camp, in der Sommerkirche beschäftigen wir uns mit Texten der Ökumenischen Bibelwoche 2024/25, und in unserer Kirche stehen jetzt Stühle statt Bänke. Viele sind unterwegs oder suchen Erholung. Es scheint eine ruhige, gelassene Zeit zu sein – und doch kennen wir vielleicht alle das Phänomen: Gerade in solchen scheinbar entspannten Momenten schleichen sich neue Sorgen ein, oder alte Ängste tauchen wieder auf. In diese Situation hinein spricht der Monatsspruch für Juli 2025 uns ermutigend zu: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“ (Philipper 4,6 Einheitsübersetzung)
Diese Worte schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Philippi – und das unter erstaunlichen Umständen. Paulus kannte Sorgen und Nöte aus erster Hand: Er hatte Krankheit, Not und Verfolgung erlebt und verfasst den Philipperbrief sogar im Gefängnis. Die Christinnen und Christen in Philippi machten sich Sorgen um ihn und auch sie selbst standen in mancher Bedrängnis. Trotzdem – oder gerade deshalb – ruft Paulus ihnen zu: “Sorgt euch um nichts!” Wie kann er das sagen?
Natürlich wissen wir: Sorgen gehören zum Leben. Es ist normal, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Ein gewisses Vorausdenken kann sogar vernünftig sein – wir planen und versuchen, Risiken abzuschätzen. Doch allzu leicht wird aus gesundem Planen ein Grübeln und Ängstigen, das uns lähmt. Wir spielen immer wieder mögliche Worst-Case-Szenarien im Kopf durch. Absolute Sicherheit gewinnen wir dadurch aber nicht; im Gegenteil, je mehr wir uns sorgen, desto größer scheint die Angst zu werden. Sorgen bestimmen unsere Blickrichtung: Statt das Gute zu sehen, richten wir den Blick nur noch auf Probleme und auf das, was uns fehltefg-firrel.de.
Paulus dagegen lädt uns ein, die Blickrichtung zu verändern – weg von den Sorgen hin zu Gott “Bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott”, schreibt er. Damit zeigt er einen Ausweg aus der Grübelfalle: Wir dürfen alles, was uns bewegt, vor Gott bringen. Beten heißt, mit Gott reden, ihm anvertrauen, was uns auf dem Herzen liegt. Flehen bedeutet dabei, inständig und ehrlich bitten – also Gott auch unsere Not hineinschreien, mit der ganzen Dringlichkeit, die wir spüren. Nichts muss verschwiegen oder beschönigt werden. Gott möchte, dass wir in jeder Lage zu ihm kommen – in schweren Zeiten ebenso wie in scheinbar ruhigen Zeiten, wenn uns unvermittelt doch Sorgen einholen.
Entscheidend ist dabei ein kleiner Zusatz: “mit Dank”. Dankbarkeit beim Beten verändert die Herzenshaltung. „Mit Dank vor Gott“ bedeutet, wir bringen Gott unsere Bitten im Vertrauen darauf, dass er schon Gutes in unserem Leben getan hat und weiter tun wird. Dank richtet unseren Blick darauf, was schon da ist: auf die Geschenke Gottes, die wir oft im Sorgennebel übersehen. Paulus selbst beginnt seinen Brief an die Philipper damit, Gott für die Gemeinde zu danken (Phil 1,3). Trotz seiner Haft dankt er für die Verbundenheit und Hilfe, die er erfahren hat. Dankbare Erinnerung stärkt sein Vertrauen – und kann auch unseres stärken.
Jesus Christus selbst hat uns gelehrt, in Vertrauen statt in Sorge zu leben. Im Evangelium sagt er: “Schaut auf die Vögel am Himmel und die Blumen auf dem Feld – euer himmlischer Vater sorgt für sie. Sorgt euch also nicht um euer Leben!” Jesus gibt uns Bilder der Leichtigkeit und Versorgung: Die Vögel und Blumen müssen sich nicht ängstlich abmühen, und doch hält Gott sie am Leben und kleidet sie wunderschön. Wie viel mehr wird er für uns sorgen! Diese Worte Jesu sind keine verträumte Vertröstung, sondern eine Aufforderung zum Vertrauen.
Denken wir auch an eines der Wunder, die wir in der Sommerkirche betrachten: Als Jesus einmal über fünftausend hungrige Menschen vor sich sah, hatten seine Jünger große Sorgen, wie sie alle satt werden sollten. Doch Jesus reagierte anders als mit Sorge: Er nahm die fünf Brote, dankte Gott dafür und ließ sie austeilen, und alle wurden sattbiblegateway.com. Aus wenig wurde viel – ein Zeichen, das zeigt: Wenn wir das, was wir haben mit Dank vor Gott bringen, kann er Wunder tun. Dieses Wunder ist für uns ein Vorgeschmack auf den Himmel (“Wenn es Himmel wird…” lautet ja das Motto der Bibelwoche). Es erinnert uns daran, dass Gott nahe ist und handeln kann, selbst wenn wir keinen Ausweg sehen.
Zurück zu Paulus: Er schreibt “Sorgt euch um nichts” nicht naiv, sondern voller Vertrauen auf den Herrn, der größer ist als alle Probleme. Paulus durfte selbst erfahren, dass Gott ihn getragen hat – und er hatte gelernt, zufrieden zu sein, egal ob er viel oder wenig hatte (Phil 4,11-13). Seine Zuversicht gründete in der Gewissheit, dass Jesus Christus ihn stärkt. Darum kann Paulus sogar im Gefängnis von Freude und Frieden schreiben (Phil 4,4 und 4,7).
Was bedeutet das nun konkret für uns in Witten, hier und heute, in diesem Sommer? Vielleicht hast du dir vorgenommen, die Ferienzeit voll zu genießen – und trotzdem merkst du: Im Urlaub kommen plötzlich Gedanken hoch, für die im Alltag nie Zeit war. Alte Sorgen melden sich zurück. Oder neue Fragen tauchen auf: Wie soll es weitergehen, wenn ich zurück bin? Wird alles klappen? Eltern, die ihre Kinder auf die Freizeiten oder ins Fußball-Camp schicken, freuen sich einerseits – und doch sorgen sie sich insgeheim: Werden die Kinder gesund bleiben? Haben sie alles, was sie brauchen? In unserer Gemeinde genießen wir die etwas lockerere Sommer-Atmosphäre, aber manch einer blickt auf die neuen Stühle in der Kirche und fragt sich: Wird es sich mit Stühlen genauso „wie Kirche“ anfühlen wie mit unseren alten Bänken? Und die, die zu Hause bleiben, fragen sich vielleicht, ob sie in der Urlaubszeit einsam sein werden, während andere unterwegs sind.
Gerade in solchen Momenten will uns Gottes Wort in Philippi 4,6 einen heilsamen Impuls geben: Mach aus deinen Sorgen ein Gebet! Wenn die Stille der Erholung plötzlich von inneren Sorgen getrübt wird, dann dürfen wir diese nehmen und vor Gott hinlegen. In jeder Lage – also auch jetzt in der Sommerzeit – sollen wir mit Gott reden. Anstatt nächtelang zu grübeln, können wir ihm im Gebet alles sagen, was uns beunruhigt. Vielleicht ganz konkret: Wenn wir abends am Urlaubsort noch wach liegen und die Gedanken kreisen, können wir sie Gott anvertrauen. Betend und flehend – das heißt: ehrlich und aus tiefstem Herzen – dürfen wir unsere Bitten aussprechen. Zum Beispiel: “Herr, du siehst meine Angst um meinen Arbeitsplatz nach dem Urlaub – bitte hilf mir, zu vertrauen und gib mir Weisheit für die Zukunft.” Oder: “Gott, schütze meine Kinder auf der Freizeit, sei Du bei ihnen, während ich nicht da sein kann.” Oder auch: “Jesus, ich fühle mich so allein, begegne Du mir und schenke mir neue Freude.” Solche Gebete können wir in unseren eigenen Worten formulieren, gerade so, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Gott verlangt keine schönen Floskeln – flehendes Gebet darf auch mal ein “Ach, Herr, hilf!” sein, aus tiefstem Herzen.
Wichtig ist: Lassen wir nach dem Bitten auch den Dank nicht zu kurz kommen. Dankbarkeit ist der Schlüssel, der unsere Sorgen wirklich aufschließt. Wenn wir danken, erinnern wir uns: Was habe ich bereits empfangen? Wofür kann ich Gott loben? Vielleicht für die sichere Anreise, für die Sonne am Tag, für die Gemeinde, in der meine Kinder ein Fußball-Camp erleben dürfen, für Menschen, die mir Gutes getan haben, für die Gesundheit, die ich (noch) habe. Im Dank schwingt immer Vertrauen mit – das Vertrauen, dass derselbe Gott, der bisher für mich da war, es auch weiterhin sein wird. Dankbarkeit bewahrt uns davor, nur den Mangel zu sehen. Sie öffnet die Augen für Gottes Gegenwart hier und jetzt.
Wenn wir so beten – Bitten und Danken – verändert sich etwas in uns. Wir wechseln gleichsam die Perspektive: weg vom Problem, hin zu dem, der größer ist als unser Problemefg-firrel.de. Wir nehmen die Herausforderung zwar ernst, aber wir übergaben sie aktiv an Gott. Wir sagen: “Herr, das ist jetzt Dein Ding. Ich vertraue Dir, dass Du dich kümmerst.” Dieses bewusste Loslassen im Gebet ist ungeheuer befreiend. Wir dürfen all unsere Anliegen auf Gott werfen, denn er sorgt für uns (1. Petrus 5,7). Es kann helfen, sich das bildlich vorzustellen: Zum Beispiel, die Sorge wie einen schweren Stein, den man mit den Händen zu Jesus ans Kreuz legt – und dann mit leeren Händen zurückkehrt. Oder man schreibt die Sorge auf einen Zettel und legt ihn in eine Gebetsbox oder zwischen die Bibelseiten – als Zeichen: Gott, Du handelst, nicht ich.
Paulus selbst hat diese Erfahrung gemacht und gibt sie an uns weiter. Wenn wir unsere Sorgen in Gebete verwandeln, darf “der Blick weg von den Problemen hin zu Gott” gehenefg-firrel.de. Wir nehmen die Schwierigkeiten wahr, aber wir lassen sie bei Gott und dürfen loslassen. Und was passiert dann? Paulus schreibt im direkten Anschluss an den Monatsspruch: „Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.“ (Phil 4,7). Das ist keine leere Versprechung – viele Christen haben genau das erlebt: Wenn wir alles im Gebet gesagt haben, kehrt ein tiefer Friede ins Herz ein, den man eigentlich gar nicht beschreiben kann. Gottes Friede ist wie ein Schutzschild um Herz und Gedanken, gerade wenn die Umstände uns weiter herausfordern.
Diesen Frieden wünsche ich uns allen für die kommende Sommerzeit. Mögen wir die scheinbar ruhigen Tage nutzen, um neue Kraft im Gebet zu schöpfen. Gott lädt uns ein zu einem wunderbaren Tausch: Vertrauen statt Sorgen. Wenn neue oder alte Sorgen sich bemerkbar machen, wollen wir sie zum Anlass nehmen, wieder neu zu beten und zu danken – und uns daran erinnern, dass Gott für uns sorgt. So können wir diese Sommerwochen mit einer gelassenen Gewissheit durchleben: In jeder Lage sind wir in Gottes Händen geborgen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch einen gesegneten, erholsamen und sorgenfreien Sommer – im Vertrauen auf den, der versprochen hat, für uns zu sorgen. Amen.