Es ist eine eigenartige Gebetsgemeinschaft, die der Prophet Joel seinen Hörern hier vor Augen malt. Angesichts einer langen Dürre seufzen und schreien Menschen und Tiere gemeinsam zu Gott. Schon in den Versen davor hat der Prophet die Priester, die Ältesten und alle Bewohner des Landes zu Klage und Fürbitte angesichts dieser Trockenheit aufgerufen. Gemeinsam mit ihren Rindern und Schafen, die angesichts des fehlenden Futters seufzen, sollen auch die Menschen fasten und sich dem Gott Israels zuwenden.

Und nun betet Joel mit lauten Klagerufen zum Herrn und nimmt sich dabei die wilden Tiere der Steppe zum Vorbild, die angesichts ihrer vertrockneten Trinkstellen längst zu Gott schreien. Während die Wildtiere wissen, an wen sie sich wenden müssen, muss der Prophet seine Landsleute erst dazu auffordern, aufzuwachen, die Trauergewänder anzuziehen und den Herrn anzurufen. Obwohl die Weinstöcke und Feigenbäume keine Früchte mehr tragen, das Gras und die Bäume vom Feuer verbrannt sind, scheinen bisher nur die Tiere begriffen zu haben, was die Stunde geschlagen hat.

Würden wir heute die Tierwelt fragen, wie es um unsere Erde steht, wir würden vermutlich ähnliche Klagelaute zu hören bekommen, wie der Prophet Joel. Die vertrocknenden Bäche, die anhaltenden Dürren, vom Feuer verbrannte Bäume, sie werden genau wie andere Extremwetterereignisse auch in den gemäßigteren Breiten häufiger. Und nicht nur die Menschen leiden darunter. Immer mehr Tierarten sterben aus, weil sie ihren ursprünglichen Lebensraum verlieren. Und in endgültig ausgetrockneten Seen und Bächen werden keine Fische mehr schwimmen. Und wo nichts mehr wächst, da verhungern Menschen und Tiere gemeinsam.

Joel ruft seine Mitbürger zu Buße und Gebet auf, weil er voraussieht, dass Gott dann eingreifen wird. Wenn ihm die gesamte Schöpfungsgemeinschaft in den Ohren liegt, muss Gott sich einfach erbarmen. Davon ist Joel so überzeugt, dass er kurz darauf auch wieder bessere Zeiten verheißen kann. Und auch dabei sind wieder die Tiere die ersten, denen diese Heilszusagen gelten:

„Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Felde; denn die Auen in der Steppe grünen, und die Bäume bringen ihre Früchte, und die Feigenbäume und Weinstöcke tragen reichlich. Und ihr, Kinder Zions, freut euch und seid fröhlich im Herrn, eurem Gott, der euch den Lehrer zur Gerechtigkeit gibt und euch herabsendet Regen, Frühregen und Spätregen wie zuvor, dass die Tennen voll Korn werden und die Keltern Überfluss an Wein und Öl haben.“ (Joel 2,22-24)

Vielleicht sollten auch wir auf das Klagen der Tierwelt hören, wenn wir das Offensichtliche nicht verstehen wollen. Katastrophen, die uns zu Buße und Gebet rufen, gibt es auch in unserer Zeit genug. Aber mit Blick auf Gottes Möglichkeiten ist es auch für uns noch nicht zu spät, im Gebet auf sein Eingreifen und auf bessere Zeiten zu hoffen und unser Leben darauf auszurichten.

Prof. Dr. Ralf Dziewas

Für die Gedanken zum Monatsspruch bedanken wir uns wieder bei der Theologischen Hochschule Elstal für diesen besonderen Service.

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