Wir nehmen Abschied – Entwidmung der Christuskirche

Wir nehmen Abschied – Entwidmung der Christuskirche

Bedeutung der Entwidmung und Gottesdienst am 29. Juni
Nach über sechs Jahrzehnten als Gotteshaus nehmen wir schweren Herzens Abschied von der Evangelischen Christuskirche in Witten. Die Entwidmung einer Kirche ist ein besonderer, offizieller Akt der Kirche: Dabei wird ein Kirchengebäude aus seinem sakralen Gebrauch entlassen, es verliert also seinen Status als heiliger Raum. Anders gesagt, es wird nicht länger für Gottesdienste und Gebete genutzt werden – ein Schritt, der immer mit Wehmut, aber auch mit Dankbarkeit für das Vergangene verbunden ist.

Diesen Abschied wollen wir gemeinsam würdevoll begehen. Am 29. Juni 2025 um 11:00 Uhr feiern wir einen ganz besonderen Gottesdienst in der Christuskirche, den sogenannten Entwidmungsgottesdienst. In diesem besonderen Gottesdienst wird die Kirche an der Sandstraße offiziell ihrer kirchlichen Bestimmung entzogen und für eine andere Nutzung freigegeben. Dabei werden traditionell die Altarkerzen gelöscht, die Bibel, Abendmahlsgeräte und andere sakrale Gegenstände vom Altar genommen – als Zeichen dafür, dass dieser Raum nun nicht mehr als Kirche dient. Im Anschluss an den Gottesdienst möchten wir gemeinsam zu Mittag essen. Die Ev. Trinitatiskirchengemeinde lädt alle Generationen herzlich ein, an diesem Tag dabei zu sein, um Erinnerungen zu teilen, Dank zu sagen und der Christuskirche Lebewohl zu sagen.

 

Rückblick: 1964–2025 – Die Geschichte der Christuskirche
Ein Blick zurück zeigt, welch bedeutende Rolle dieses Gebäude für viele Menschen hatte. 1964 wurde die Christuskirche erbaut, um einem neuen Wohngebiet in Witten ein geistliches Zuhause zu geben. Am 18. April 1964dem Sonntag Misericordias Dominiwurde feierlich der Grundstein gelegt. Noch im selben Jahr folgte die Fertigstellung: Am 13. Dezember 1964 konnte die Kirche eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden.

Die Christuskirche war von Anfang an Teil einer lebendigen Gemeinde. Die eigenständige Ev.-Luth. Christus-Kirchengemeinde Witten wurde 1977 neu gegründet, doch ihre Wurzeln reichten in die älteren Wittener Gemeinden zurück. Zum 01. Januar 2006 erfolgte dann ein wichtiger Schritt: Die Christus-Kirchengemeinde fusionierte mit der Gemeinde Witten-Heven zur neuen Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Witten. Seit dieser Fusion war die Christuskirche eines von mehreren Gemeindezentren der Trinitatis-Gemeinde. Unzählige Taufen, Konfirmationen, Trauungen und auch Trauerfeiern haben in diesem Kirchsaal stattgefunden – Momente voller Segen und Abschied, die in Erinnerung bleiben. Die Christuskirche war mehr als nur ein Gebäude aus Stein; sie war ein Ort des Glaubens und der Gemeinschaft, in dem Freude und Leid miteinander geteilt wurden.

 

Gemeindeleben – Erinnerungen aus der Christuskirche
Mit der Schließung der Christuskirche geht für einige von uns eine Ära zu Ende. Viele von uns verbinden persönliche Geschichten und Erinnerungen mit diesem Ort. Für mich persönlich wurde die Christuskirche ab 2008 zu einer zweiten Heimat. Durch das Kinder-CreativCamp – eine aktive Kinderfreizeit, die mich als Kind in die Gemeinde hineingezogen hat – fand ich meinen Weg in die Gemeinschaft. Später durfte ich das Jugendprogramm Project Timothy absolvieren (ein Schulungsprogramm für jugendliche Mitarbeitende), wodurch ich gelernt habe, mich aktiv in der Gemeindearbeit einzubringen. So wuchs ich in die ehrenamtliche Jugendarbeit hinein, die hier vor Ort immer intensiver wurde. Mit der Zeit entstanden große Jugendgruppen und viele Angebote für junge Menschen – phasenweise waren über 60 Jugendliche gleichzeitig aktiv dabei, eine Zahl, auf die wir mit Freude und ein wenig Stolz zurückblicken können. Dieser Kirchenraum und das angrenzende Gemeindezentrum haben das Lachen von Kindern, die Energie von Jugendlichen und das Miteinander der Generationen erlebt.

Besonders lebendig sind die Erinnerungen an die Kinder- und Jugendarbeit in der Christuskirche. Viele Kinderfreizeiten wurden von hier aus geplant und durchgeführt – ob Tagesausflüge oder Ferienfreizeiten, immer waren Begeisterung und Abenteuerlust zu spüren. Wöchentlich trafen sich Kindergruppen im Gemeindehaus, um zu basteln, biblische Geschichten zu hören, zu spielen und Gemeinschaft zu erleben. Im Sommer verwandelte sich der Innenhof der Kirche bei Hoffesten in einen Ort fröhlichen Miteinanders: Jung und Alt kamen zusammen, man grillte Würstchen, sang Lieder und genoss die Sonne im Schatten der Kirche. Unvergessen sind auch die Jugendgottesdienste, die von vielen jungen Leuten mitgestaltet wurden. Mit moderner Musik, kreativen Anspielen und eigener Band brachten sie frischen Wind in die alten Mauern. Als Jugendlicher durfte ich selbst an solchen Gottesdiensten mitwirken – ein prägendes Erlebnis, das meinen Glauben und meine Verbundenheit zur Gemeinde gestärkt hat. Diese Erlebnisse stehen exemplarisch für so viele Momente der Freude und des Glaubens, die die Christuskirche im Laufe der Jahre gesehen hat.

Doch nicht nur die jungen Gemeindemitglieder fanden in der Christuskirche ihre Heimat – alle Generationen haben die Christuskirche mit Leben erfüllt. Im Laufe der Jahre haben sich zahlreiche Gruppen und Kreise im Gemeindezentrum an der Sandstraße getroffen und so Gemeinschaft geschaffen: Bei der Sternstunde“, einem liebevoll gestalteten Nachmittagstreff, kamen regelmäßig Menschen bei Kaffee und Kuchen zusammen, um sich über lebensnahe Themen auszutauschen und Gemeinschaft zu feiern. Die Handarbeitsgruppe Wolle & Co.“ verwandelte das Gemeindehaus regelmäßig in eine kleine Strickstube – dort klapperten die Stricknadeln, es wurde gehäkelt, genäht und vor allem viel gelacht; neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter waren stets willkommen. Im Spielekreis traf man sich, um gemeinsam Brett- und Kartenspiele zu spielen – hier ging es manchmal hoch her. An alle Gemeindegruppen richtete sich der Bistro-Abend: Ein Team engagierten Freiwilligen servierte an bestimmten Freitagabenden im Gemeindehaus leckere, selbstgemachte Pizza, Burger, Pommes und mehr – das Bistro war und ist noch immer ein gemütlicher Treffpunkt, an dem man den Abend in ungezwungener Atmosphäre ausklingen lassen konnte und kann. Nicht zuletzt gab es eine CreativGruppe, die mit viel Herzblut Bastel- und Kreativangebote vorbereitet hat, und natürlich das jährliche Kinder-CreativCamp, das viele Kinder aus dem Stadtteil anzog. Während dieser einwöchigen Kinderfreizeit im Sommer wurde viel gespielt, gesungen und gelacht. Für zahlreiche Kinder war das CreativCamp der erste Kontakt zur Gemeinde – so wie auch ich einst durch dieses Angebot zur Christuskirche gekommen bin.

All diese Gruppen und Veranstaltungen – von der Sternstunde bis zum Jugendgottesdienst, vom Spielekreis bis zum CreativCamp – zeigen, wie vielfältig und lebendig das Leben in und um die Christuskirche war. Dankbarkeit erfüllt mich, wenn wir daran denken, wie viele Menschen hier Zeit, Kraft und Liebe investiert haben. Viele Ehrenamtliche haben unermüdlich Woche für Woche mitgeholfen, Programme zu gestalten, Feste auszurichten, Kinder zu betreuen und Menschen zu begleiten. Ihnen allen bin ich zu großem Dank verpflichtet. Ohne dieses Engagement – ob sichtbar an vorderster Front oder still im Hintergrund – wäre die Gemeinde nicht das gewesen, was sie war. Gott sei Dank für all die Begegnungen, die in der Christuskirche stattfinden durften!

 

Ende einer Ära – Ausblick in die Zukunft
Mit der Entwidmung der Christuskirche geht für mich und viele andere eine besondere Ära zu Ende. Dieses schöne und vertraute Gotteshaus, in dem ich unzählige Male gesungen, gebetet, gelacht und geweint habe, wird nun seiner ursprünglichen Bestimmung als Kirche entzogen. Dieser Abschied fällt mir spürbar schwer. Viele von uns werden am 29. Juni mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Bänken sitzen: Weinend, weil wir traurig sind, diesen Ort des Glaubens hergeben zu müssen; lachend (oder vielmehr dankbar lächelnd), weil wir auf so viele wertvolle Jahre zurückschauen dürfen, die uns niemand nehmen kann.

Gleichzeitig wissen wir, dass das Ende dieses Kirchengebäudes als Gottesdienstraum nicht das Ende bedeutet. Unsere Gemeinschaft lebt weiter – Kirche sein, das heißt vor allem: Menschen im Glauben verbunden, nicht unbedingt Mauern und Türme. Ein Teil der Räume der Christuskirche kann voraussichtlich auch zukünftig von der Gemeinde genutzt werden, wenn auch auf andere Weise. So werden einige Gruppen und Kreise möglicherweise in den vertrauten Räumen bleiben können, indem sie sie als Mieter weiter nutzen. Das ist ein Trost und ich bin dankbar, dass nicht alles verloren geht, was sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Für einige Jugendliche und junge Erwachsene der Christuskirche (u.a.. mich) war die Gewissheit, dass dieser Ort in Zukunft nicht mehr unser Zuhause sein wird, der Moment in dem wir unseren Schwerpunkt an andere Standorte verlegt haben. So ist die MLKG mein neues Zuhause geworden in dem ich nun voller Freude weiter wirken kann.

In allem Schmerz des Abschieds spüren wir auch einen Hauch von Zuversicht. So, wie es in der Bibel heißt: Ein jegliches hat seine Zeit…“für die Christuskirche war es die Zeit zu bauen, und nun ist es die Zeit, Abschied zu nehmen. Wir vertrauen darauf, dass Gott unsere Wege weiterhin segnen wird. Dankbar blicken wir zurück auf die Zeit mit der Christuskirche und hoffnungsvoll schauen wir nach vorn. Die Christuskirche Witten wird immer ein Teil unserer Geschichte bleiben. Was wir hier erlebt und gelernt haben – Gemeinschaft, Glaube, Nächstenliebe – das tragen wir in unseren Herzen weiter.

Am 29. Juni 2025 wollen wir noch einmal gemeinsam in der Christuskirche stehen, Gott danken für all das Gewesene und IHN um seinen Segen für das Kommende bitten. Möge der Abschiedsgottesdienst uns helfen, in Würde „Lebewohl“ zu sagen. Und möge das, was diese Kirche ausgemacht hat, in uns fortleben: die Verbundenheit untereinander und die Gewissheit, dass Christus mitten unter uns ist – gestern, heute und in Ewigkeit.

 

Du bist herzlich eingeladen, diesen bedeutungsvollen Tag mit uns zu verbringen. Lass uns gemeinsam Abschied nehmen, in der Trauer nicht ohne Hoffnung, und in der Dankbarkeit nicht ohne Ausblick.

Ein persönlicher Text von Dominik Schwarz

Veranstaltungs Informationen

  Sandstraße 12, Witten, 58455, Germany
}  Juni 29, 2025 bis August 29, 2025
  Sonntag, 11:00 bis 13:00
n  Aus der Nachbarschaft

Veranstalter

   Ev. Trinitatiskirchengemeinde Witten

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