Wer schon einmal „Risiko“ gespielt hat, kennt den Nervenkitzel: Weltkarten liegen ausgebreitet, Armeen werden verschoben, Würfel entscheiden über Sieg oder Niederlage. Am Ende geht es um eines – Herrschaft und Macht. Wer hält durch, wer erobert, wer unterwirft? Wenn Jesus vom Reich Gottes spricht, spielt er ein ganz anderes Spiel. Er setzt nicht auf Gewalt, auf Landkarten oder auf die Kontrolle über andere. Er sagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Nicht in den Palästen, nicht auf den Schlachtfeldern, nicht in den Machtzentralen – sondern hier, mitten im Leben.
Wie radikal der Wechsel der Denk- und Lebensrichtung ist, kann man durchspielen, wenn man das Brettspiel „Risiko“ mal einer „Reichs-Gottes-Edition“ entwirft. Statt Länder zu erobern, gibt es Orte, an denen Beziehungen wachsen können: Tischgemeinschaft, Krankenbesuch, Friedenstreffen. Gewinner ist nicht, wer die meisten Länder kontrolliert, sondern wer die meisten Menschen in Hoffnung, Frieden und Gerechtigkeit berührt hat. Die Figuren können nicht zerstören, sondern nur verbinden. Anstatt Gegner zu vernichten, gewinnt alle, wenn es ihnen gelingt, sich alle an einem Tisch zu versammeln – selbst die, die man für „Feinde“ gehalten hat.Es geht nicht mehr darum, die anderen aus dem Spiel zu drängen, sondern darum, dass niemand verloren geht. „Das Reich Gottes kennt keine Verlierer – nur Mitspieler.“
Das Reich Gottes ist kein „Risiko“-Spiel, sondern gleicht eher einem Senfkorn: winzig, leicht zu übersehen, und doch voller Wachstumskraft. Gottes Reich verbreitet sich nicht durch Würfelergebnisse, sondern durch leise, unscheinbare Schritte – durch Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Vergebung. Manchmal fällt es schwer, das zu glauben. Wir sehen täglich Gewalt, Gier und Hass. Wir sehen die „Spieler“ auf der Weltbühne, die so wirken, als hätten sie alle Trümpfe in der Hand. Da klingt Jesu Wort fast wie ein Widerspruch: Gottes Reich – schon jetzt? Wirklich mitten unter uns?
Und doch: Genau das ist seine Zusage. Das Reich Gottes ist nicht ferne Zukunft, nicht nur eine Vertröstung. Es ist schon da, wo wir einander helfen, wo Menschen Hoffnung schenken, wo Tränen getrocknet werden, wo jemand den ersten Schritt zur Versöhnung wagt. Vielleicht fühlt es sich manchmal an, als spielten wir auf verlorenem Posten, wie im Risiko-Spiel kurz vor dem Ende.
Aber Jesus sagt: Das Reich Gottes ist kein Spiel, das wir gewinnen oder verlieren können. Es ist Gottes Geschenk. Es ist schon da – mitten unter uns, auch wenn es klein beginnt und unscheinbar bleibt. Halten wir die Augen offen: im alltäglichen Miteinander, in den kleinen Gesten der Liebe, im Mut, aufzustehen für Frieden und Gerechtigkeit. Da bricht das Reich Gottes auf. Kein Machtspiel, sondern ein Hoffnungsraum. Keine Welteroberung, sondern ein göttlicher Anfang, der schon heute unser Leben verändert. Jesus spricht: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Das ist nicht die Ansage eines Spielgewinners, sondern die Zusage eines Gottes, der mitten im Leben ist – gerade dort, wo wir es am wenigsten erwarten. Amen.
Gebet
Gott, dein Reich ist mitten unter uns.
Oft sehen wir nur das Dunkle – Gewalt, Angst, Machtspiele.
Hilf uns, die kleinen Zeichen deiner Nähe wahrzunehmen:
das Lächeln, das tröstet,
das Wort, das versöhnt,
die Hand, die teilt.
Mach uns zu Mitspielern deines Reiches –
zu Boten des Friedens,
zu Trägern der Hoffnung,
zu Menschen, die andere nicht verdrängen, sondern einladen.
Denn dein Reich kennt keine Verlierer,
sondern nur Kinder deiner Liebe.
Amen.
In wirklich schöner Text, schön geschrieben. Vielen Dank dafür. Wer schreibt diese Texte eigentlich? Vielleicht wäre der Name des Verdassers/Autors unter dem Text denkbar?
Hallo Sebastian,
der Artikel wurde von Dirk veröffentlicht und ich gehe davon aus, dass er ihn geschrieben hat.
Normalerweise sind die Texte auf dieser Seite von Dirk oder mir (die Tiefgründigen meist von ihm).
Sollten anderen Menschen hier Texte veröffentlichen, werden diese im Regelfall namentlich genannt.
Gerne schlage ich Dirk bei Zeiten vor, seinen Namen und die Texte zu setzen.
Liebe Grüße
Dominik