Von Gerste, Brennblasen und dem Wasser des Lebens – Biblisches Whisky-Tasting beschert einen besonderen Abend

Genussvoll glauben: Zu einem biblischen Whisky-Tasting hatten die Martin-Luther-Kirchengemeinde und das Maschinchen Buntes am 18. Oktober 2020 geladen. Kneipe und Kirche sollten sich traditionell im Maschinchen Buntes begegnen, doch pandemiebedingt zog man schließlich am Sonntagabend in die Kirche um, die mehr Raum, Abstand und Durchlüftung gewährleisteten sollte. Mit viel Geschmack, gutem Essen, Musik, nachdenklichen Texten und dem einen oder anderen guten Tropfen, präsentiert von vier Whisky-Experten, brachte der Abend auf besondere Weise Leib, Geist und Seele zusammen.

Uisge beatha – Wasser des Lebens – ist die schottisch-gälische Wurzel des heutigen Wortes Whisky. Mit einer Reise durch das Universum des Whiskys machte Luis Maeso den Anfang des Abends: Sein dynamischer und kenntnisreicher Vortrag berichtete von den Anfängen der Whiskybrennerei in Klöstern Irlands und Schottlands, den unverzichtbaren Grundstoffen Wasser, Gerste und Hefe und den mit der Destillation verbundenen Prozessen: Vom Mälzen, Darren, Schroten, Maischen und Fermentieren der Gerste über die Besonderheiten der kupfernen Brennblasen bis hin zu den chemischen Grundlagen der verschiedensten Whisky-Aromen. Luis Maeso stellte die wichtigsten Orte und die internationalen Protagonisten der Whisky-Geschichte vor und erzählte vom Whisky als Medizin, von der geschmacksbestimmenden Auswahl der Fässer, von Fallstricken und Gesetzen, Brennmeistern und Schmugglern und natürlich der Schwarzbrennerei.

Dass das Gute oftmals in unmittelbarer Nähe liegt, betonte Max Berckey bei der anschließenden Verkostung: Als seinen Favoriten präsentierte er McRaven Single Malt aus der Sauerländischen Edelbrennerei, trotz seines relativ hohen Alkoholgehaltes eher mild im Geschmack. In Rotwein- und Bourbonfässern gelagert, wurde die junge Marke schon mehrfach ausgezeichnet.

Weiter in die Ferne schweiften Andreas Hellmann und Sascha Janke, die Whiskys von der schottischen Insel Islay vorstellten. Die südlichste Insel der Inneren Hebriden ist eine berühmte Whiskyregion mit lang zurückreichender Geschichte. Andreas Hellmann ließ Bunnahabhain mit seinem leicht rauchigen Single Malt verkosten, dessen Ursprünge ins Jahr 1883 zurückreichen. Sascha Janke bevorzugte hingegen Bowmore Single Malt, mit schon etwas strengerer Rauchnote: Die Bowmore-Brennerei war die erste, nach altem Recht lizensierte Brennerei Schottlands – dort wird seit 240 Jahren Whisky produziert.

Um den halben Erdball reiste schließlich Luis Maeso, der mit Suntory Yamazaki eine japanische Whisky-Spezialität empfahl, deren Besonderheit nicht zuletzt in der Weichheit des verwendeten Wassers liegt. Die Wurzeln der Suntory-Brennerei in Yamazaki gehen auf das Jahr 1899 zurück – und natürlich auf schottische Vorbilder.

Zwischen den Verkostungen wurde ein Drei-Gänge-Menü serviert, das eine köstliche Grundlage schaffte. Zum Abschluss des gelungenen Abends lud Dirk Schuklat zu einer Meditation über Michelangelo Merisi da Caravaggios Gemälde „Abendmahl in Emmaus“ ein: Es zeigt vier Männer, versammelt um einen mit Speisen und Getränken gedeckten Tisch. Die Szene beschreibt den Moment aus dem Lukas-Evangelium, als der wieder auferstandene Christus das Brot bricht, segnet und sich so den Jüngern zu erkennen gibt. Inhaltlich weise das Thema des Gemäldes jedoch weit über diese Momentaufnahme hinaus, betonte Schuklat: Denn wer gemeinsam genießt, komme in nachhaltigen Kontakt und ins tiefere Gespräch, nehme auch Gegensätze und kontroverse Standpunkte mit mehr Verständnis und Entgegenkommen wahr. Ganz im Sinne des bekannten Psalms 23: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbtest mein Haupt und schenktest mir voll ein.“

Insgesamt ein Abend der, so waren sich alle einig, unbedingt wiederholt werden sollte. Dann vielleicht unter äußerlich weniger angespannten Rahmenbedingungen, innerlich jedoch sicherlich wieder mit demselben Engagement in der Sache und der sichtbaren Leidenschaft der Vortragenden für dieses goldene Getränk. Slàinte mhath – gute Gesundheit!

 

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