Bibeltext & Bild: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart – Grafik: © GemeindebriefDruckerei

Als könnten wir das Warten entweder nicht erwarten oder nicht ertragen.
Schon jetzt ist die Zahl der Adventskalender-Varianten nicht zu überschauen.
Das gute alte Schokoladenstückchen mit adventlich-weihnachtlichem Motiv reicht schon lange nicht mehr.
Und das Doppeltürchen am Heiligen Abend mit einem entsprechend größeren Stück ist auch kein Highlight mehr. 
Es wird wohl auch immer weniger selbst gebastelt angesichts der käuflichen Vielfalt. Also wir früher…
Von Playboy bis Playmobil, von Uhren bis Autozubehör, von Bibliotheken bis Parfümerien:
nichts ist davor gefeit, dass es nicht von cleveren Merchandising-Scouts in 24 Einzelteile zerlegt oder in 24 Varianten angeboten werden kann.

Aber was passiert eigentlich, wenn die Wartezeit wertvoller und intensiver wird als die Erwartung des Moments, in dem ich das Ziel meines Wartens erreicht habe.
Dann könnte es geschehen, dass ich vergesse, warum und worauf ich eigentlich warte, ja, dass ich sogar vergessen könnte, dass ich warte. Das ist den Christen im griechischen Thessaloniki mit fortschreitendem zeitlichem Abstand zu Tod und Auferstehung Jesu wohl auch so ergangen. Zwar hatten sie die Worte von der Ankündigung seiner Rückkehr noch im Ohr. Aber es zog sich dann doch mit der Zeit etwas. Und was sollen wir da erst sagen fast 2000 Jahre später. In der Bibel will der Schreiber des 2. Briefes an die Gemeinde in Thessaloniki den Gemeindemitgliedern damals wie heute Mut machen. Sie sollen beharrlich in ihrem Glauben bleiben. Er wünscht ihnen: „Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.“ (Kapitel 3,5)

Das Warten soll eben nicht wichtiger werden als die Erwartung. Deshalb ist die Zeit des Advents ursprünglich eine Fastenzeit gewesen, eine Zeit des Verzichts, damit das Christfest am Heiligen Abend umso heller strahlt. Anstatt uns also von all diesen adventlichen und weihnachtlichen Ablenkungsmanövern in den Läden möglichst schnell durch diesen November hindurch bringen zu lassen, sollten wir versuchen diese Zeit mit seinen oft nur schwer zu ertragenden dunklen Tagen wie Allerheiligen, Buß- und Bettag, Volkstrauertag und Totensonntag nutzen, um zu überlegen, was wir eigentlich von Gott her für unser Leben und Sterben erwarten können.

Der Mensch lebt eben nicht vom Berliner Brot allein, auch wenn der Weg der Liebe zum Herzen eines Menschen manchmal durch den Magen geht, ist eben doch der, der die Mahlzeit zubereitet hat, der Ursprung und das Ziel der Liebe. Und so ist die Liebe Gottes der Grund und das Ziel unseres Lebens, sie gibt dem Leben einen Sinn und zeigt, dass Warten eine geschenkte Zeit sein kann, in der sich eine Gemeinschaft bewähren kann. In einer solchen von der Liebe Gottes geprägten Gemeinschaft lässt sich dann auch gut gemeinsam warten: sorgenvoll auf die ausstehende Diagnose, erwartungsvoll auf das zweite Date und hoffnungsvoll auf eine Begegnung mit Gott. 

Das Warten auf eine Begegnung mit Gott könnte dann auch eher etwas von der Vorfreude auf die erste Umarmung mit einem geliebten Menschen bekommen, auf den man lange hat verzichten müssen. Anschauliche Beispiele dafür zu finden müsste doch jedem von uns leicht fallen nach fast zwei Jahren Pandemie mit Lockdowns, Ausgangssperren, Abstandsregeln und Begegnungsbeschränkungen auf z.B. 5 Personen aus zwei Haushalten, wie wir uns erinnern.

Und dann hätte ich noch eine Idee für einen Adventskalender: statt etwas auszupacken, packt Ihr jeden Tag eine Sache oder ein dafür stellvertretend stehendes Symbol in einen von 24 Kartons, auf die Ihr in den kommenden Tagen verzichten möchtet. Und dann gibt es Weihnachten endlich mal wieder eine richtige Bescherung.

Dirk Schuklat

Gott, wir warten.
Wir warten viel in unserem Leben und vergessen manchmal worauf.
Wir verlieren Ziele aus den Augen. Werden mürbe vor lauter Warten.
Gott, wir warten auf dich, dass du in deinem Sohn wieder zu uns kommst.
In ihm hast du deine Liebe zu uns sichtbar gemacht,
die uns Halt und Gewissheit gibt.
Du bist da.
Du bist da mit deiner Liebe.
Hilf uns, dass wir unsere Herzen auf deine Liebe ausrichten
und in ihr durch unser Leben gehen.
Gott, du bist der Grund und das Ziel unseres Lebens mit deiner Liebe.
Amen.

 

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