Ab diesem Monat freuen wir uns, Euch immer auch ein paar Gedanken zum Monatspruch mit auf den Weg geben zu können. Wir danken hier der Theologischen Hochschule Elstal für diesen besonderen Service.

Mose sagte: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet! (Exodus 14,13 (E))

Die Geschichte, wie die Israeliten das Meer durchziehen und den Ägyptern entrinnen, übt bis heute ihren Reiz aus. Befreiung aus Tyrannei und Zwang, auch wenn alles verloren geglaubt wird, scheint eine tiefe Sehnsucht bei vielen Menschen wachzurufen. Die Dokumentarserie „Testament. Die Geschichte von Moses“, welche seit kurzem auf der Streaming-Plattform Netflix zu sehen ist, ist nur eines von vielen Beispielen für diese anhaltende Faszination. Von der Überzeugungskraft dieses Formats mag sich jede und jeder selbst ein Bild machen. Die Bibel jedenfalls legt es nicht darauf an, das Wunder als ein Ereignis darzustellen, das man lediglich als interessierter Zuschauer bestaunt.

Der Appell Moses in 2Mo 14,13 widerspricht dem nur auf den ersten Blick. Streng genommen muss man übersetzen: „Fürchtet euch nicht. Nehmt Aufstellung und seht, wie der HERR euch heute rettet!“. Gemeint ist in diesem Fall kein apathisches Stehenbleiben, sondern ein fokussiertes sich Hinstellen. Im kriegerischen Zusammenhang geht es darum, dass sich die Soldaten für eine Schlacht formieren, sich gegenseitig aufputschen, um die eigene Angst zu überspielen und den Gegner zu beeindrucken (so wie es die Philister in 1Sam 17,16 zelebrieren). Doch der Konflikt im Buch Exodus wird anders ausgefochten: Hier wird niemand angestachelt („Tschakka!“) oder bloß beschwichtigt („Da kannst du eh nichts machen“). Die Israeliten werden vielmehr aufgefordert, sich aufzustellen, bereit zu sein – um dann im entscheidenden Augenblick in das sich vor ihnen öffnende Wasser loszugehen.

Dieses Bild knüpft an die Kindheitsgeschichte Moses an, in der Mirjam – seine Schwester – ihn rettet (2Mo 2,1–10). Mirjam steht und beobachtet genau, wie die ägyptische Prinzessin Mose im Wasser findet. In dem Moment, als sie das Mitleid der Pharaonentochter sieht, kommt sie aus ihrem Versteck und schlägt vor, eine Amme zu rufen – die letztlich niemand anderes ist als die Mutter von Mose. So überlebt Mose, der wiederum später die Israeliten aus Ägypten führt.

Im aufmerksamen Hinschauen und Handeln von Menschen handelt offenbar Gott.

Prof. Dr. Dirk Sager, Theologische Hochschule Elstal

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