Die Überlegungen von Sebastian Schüler und Regina Ranglack im letzten Newsletter möchte ich gerne ergänzen.
Angesichts der von Sebastian und Regina dargestellten Veränderungen der Kirchenmitgliedszahlen und damit auch der Einnahmen müssen wir uns auf wirklich gravierende Veränderungen einstellen.

Sebastian hat einige Ideen im Zusammenhang mit unseren Gebäuden benannt, und die Frage gestellt, ob wir diese wirklich alle brauchen. Sein Vorschlag, z.B. andere Orte für Gemeindeveranstaltungen aufzusuchen, gefällt mir gut – denn da steigt die Chance, Menschen anzusprechen, die bisher nicht den Weg zu unserer Kirche gefunden haben.
Da die Ev. Kirche in Westfalen keine Gemeinden mit nur einer Pfarrstelle mehr haben möchte und somit das Thema der „Gemeindezusammenlegung“ für uns im Raum steht, stellt sich mir generell die Frage:
Was fehlt eigentlich in Witten, wenn es die mlkg nicht mehr geben würde?
Uns MitarbeiterInnen sowie den Gottesdienstbesuchern würde neben der Begegnung mit vielen liebgewonnenen Menschen vielleicht unser freundliches Begrüßungsteam oder das liebevoll gestaltete Kirchcafé fehlen – doch so etwas gibt es auch in anderen Gemeinden. Und auch die Menschen könnten sich woanders treffen – oder doch nicht?
Die verschiedenen Bands sind sicher etwas Besonderes, die Offenheit für verschiedene PredigerInnen, für kreative, innovative, ungewöhnliche Aktionen im Gottesdienst ebenso. Unsere Vielfalt genieße ich – sie ist aber auch nicht so einzigartig, wie wir manchmal meinen; und sie spricht auch nicht immer alle Menschen an.
Die Weihnachtsgottesdienste im Saalbau sind unser großes „Geschenk“ an die Stadt – dennoch führen sie nicht dazu, dass die Saalbau-Besucher anschließend in unsere Gemeinde kommen. Lohnt sich der Aufwand an Zeit und Geld wirklich?

Wäre es nicht auch möglich und denkbar, uns als Christinnen und Christen in Witten gemeinsam mit anderen Gemeinden genauso einzubringen für das, was uns wichtig ist? Für unsere Leitlinien? Ich finde unsere Leitlinien gut und wichtig – finde sie aber auch in anderen Gemeinden, denn sie sind ja biblisch fundiert und kein Alleinstellungsmerkmal nur unserer Gemeinde.
Bisher habe ich bei meinen Kontakten in anderen Gemeinden oft wahrgenommen, dass die mlkg den Ruf einer sich absondernden Gemeinde hat(te), die „ihr eigenes Ding“ machte, die sich z.B. bei gemeinsamen Aktionen wie dem Drachenbootrennen, Aktionen auf dem Weihnachtsmarkt oder dem Gottesdienst zum Reformationstag nicht beteiligte. Mir wurde als Vertreterin der mlkg oft skeptisch begegnet, denn die mlkg wurde und wird auch jetzt noch als „überheblich“ und elitär wahrgenommen. Das finde ich sehr schade – so fühle ich mich nicht. Ich habe mich in der mlkg lange Jahre sehr wohl gefühlt und habe gleichzeitig auch immer den Kontakt zu anderen Gemeinden gesucht. Dabei konnte ich feststellen, dass auch in anderen Gemeinden sehr kreative Gottesdienste gefeiert werden, Evangelisation wie Anbetung als wichtig wahrgenommen werden, die „Lehre“ einen wichtigen Raum einnimmt und somit alle Inhalte unserer Leitlinie präsent waren. Ich habe in anderen Gemeinden sogar Aktionen wahrgenommen, die aus meiner Sicht bei uns fehlen, wie z.B.:
• ein deutliches politisches Engagement im Sinne einer Beteiligung an kommunalen oder politischen Veranstaltungen wie z.B. dem Klimastreik, bei dem andere Wittener Gemeinden z.B. für die Bewahrung der Schöpfung eingetreten sind und sich als Christinnen und Christen sichtbar gemacht haben
• eine deutlichere Wertschätzung all unserer vielen, wunderbaren ehrenamtlichen Mitarbeitenden. In anderen Gemeinden gibt es z.B. jährlich einen „MitarbeiterInnendank“, bei dem die Hauptamtlichen einen Abend oder Nachmittag für die Ehrenamtlichen gestalten.

Von daher wünsche ich mir für die mlkg eine Offenheit für die kommenden Prozesse – für die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden, für die Suche nach gemeinsamen Wegen für die Christinnen und Christen in Witten. Lasst uns unsere Aktivitäten auf den Prüfstand stellen und hinterfragen nach dem Motto von Paulus: „Prüfet aber alles und das Gute behaltet!“ (1. Thess 5, 21)
Wir können versuchen, uns einer Zusammenlegung oder Schließung entgegenzustemmen und dafür viel Kraft und Energie aufwänden, ohne zu wissen, ob dies erfolgreich sein wird – oder wir können die Zukunft der christlichen Kirchen in Witten mit allen (evangelischen) ChristInnen in Witten gemeinsam gestalten, indem wir uns unter Gottes Wort und Gottes Willen stellen, uns inspirieren lassen von anderen Gemeinden innerhalb und außerhalb von Witten, offen sind für die Begegnung und den Austausch mit anderen und eine mögliche kommende stärkere Zusammenarbeit nicht von vornherein ablehnen, sondern diese als Bereicherung sehen. Vielleicht ist ja die Zusammenarbeit mit der Creativen Kirche, die Giulia nun mit den „Soulteens“ begonnen hat, ein guter Anfang!

Sabine Teuchert

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